Tannenhöhe, Teil 1

Der Dosenberg ist eine Erhebung im Schwalm- Eder- Kreis südlich von Wabern. In den 1950er Jahren wurden hierher große Mengen Abraum aus den Tagebauen Altenburg 2 und Altenburg 4 des Borkener Reviers verbracht [1]. Am Nordrand wird durch die Firma Kimm Kies abgebaut. Auf dem Plateau liegt ein Industriegebiet mit Lagerhallen und Betrieben, die Betonfertigteile herstellen. Ende der siebziger Jahre wurde ein Anschlußgleis gebaut. Es schwenkt bei Kilometer 37,4 nach Westen aus der Main- Weser- Bahn aus und führt in einem großen Bogen und mit erheblicher Steigung zu einem mehrgleisigen Betriebsbahnhof. Auffallend sind die beiden unbeweglichen Formsignale, die das Gleisende decken. In den 1980er Jahren wurde Müll aus dem Wetteraukreis und dem Kreis Marburg- Biedenkopf hier endglagert. Der Eisenbahn- Kurier berichtete in seinen Heften 2/1983 und 6/1983 ausführlich darüber [2], [3].

Südlich von Wabern, bei Kilometer 34,7 der Main- Weser- Bahn, zweigt die Strecke zur Deponie Uttershausen ab. Hier bemüht sich die Kasseler 290 318 mit dem Friedberger Müllzug bergwärts.

Hier bemüht sich die Kasseler 290 090 mit dem Friedberger Müllzug bergwärts. Am rechten Puffer der Lok sieht man (im Hintergrund) die Main-Weser-Bahn und das Bahnwärterhaus am Bahnübergang der Landesstraße Uttershausen- Lendorf.

Hier sehen wir erneut 290 090, diesmal aber vor dem Marburger Müllzug.

Tannenhöhe, Teil 2

Wir Nordhessen sind ja bekanntlich umgeben von schlafenden Prinzessinnen, küssenden Fröschen und bösen Hexen. Nun wurde auf der idyllischen Tannenhöhe südlich von Wabern tatsächlich ein schlafender Riese entdeckt. Man muss es schon sehr genau nehmen mit den Besuchszeiten: der Riese erscheint immer Sonntag abends gegen 20:00 Uhr auf der Tannenhöhe und legt sich dort schlafen. Am Montagvormittag stopfen ihm fleissige Zwerge den Rucksack voller Kieselsteine und unser Riese verschwindet um die Mittagszeit damit behäbig gen Norden, dorthin, wo er hergekommen ist.

Es gibt Zeugen, die behaupten, dass unser Riese am Nachmittag nochmal die Tannenhöhe erklimmt, um sich weiteren Kies anzueignen. Er hört auf den Namen EuroDual Stadler und hat die Personalausweisnummer 159 201 und wurde 2019 im spanischen Valencia geboren. Seine Eltern leben im schweizerischen Bussnang und haben ihm sogar die Kraft zweier Herzen spendiert: einen 2800 kW starken Dieselmotor und einen Transformator, der mit den Frequenzen 50 Hz und 16 2/3 Hz schlägt. Letzterer kann sechs elektrische Fahrmotoren mit zusammen 6150 kW kw bestromen.
Den Kies transportiert der Riese in modernen Selbstentladewagen von Greenbrier. Sie sind in Gruppen zu sechs oder vier Fahrzeugen fest gekuppelt und mit einem Förderband versehen, welches unter den Transportbehältern in Längsrichtung verläuft und am Zugende in einschwenkbares Förderband mündet. Der Einfachheit halber sei hier die Webseite des Herstellers www.greenbrier-europe.com im polnischen Swidnica (deutsch: Schweidnitz, eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien) zitiert:
  • Dieser als „Super Self Discharging Train (SSDT)“ bekannte Zugverband von 600 Metern Länge besteht aus 4er- und 6er-Wageneineheiten mit einem integrierten Förderbandsystem.
  • Er ist für den Transport von Kiesel, Sand, Schotter und anderen Schüttgütern geeignet.
  • Jeder Wagenverband ist mit einem Dieselhydraulik-Aggregat ausgestattet, welches die Energie für den Betrieb verschiedener hydraulischer, pneumatischer und elektrischer Ausrüstungen erzeugt. Diese Systeme versorgen das Entladesystem.
  • Die anderen Wagen sind Endeinheiten oder Zwischeneinheiten. Über das Förderband wird das Produkt in Außenbehälter oder – mit Hilfe eines mit einem Schwenkarm ausgestatteten Transferwagens – direkt in andere Straßen- oder Schienenfahrzeuge entladen.
  • Das Ladegut des gesamten Zuges wird über Förderbänder entladen.
  • Das Ladegut kann über den Transferwagen seitlich abgesetzt oder direkt in Straßen- oder Schienenfahrzeuge entladen werden.
  • Das Förderband des Transferwagens kann maximal um 270° gedreht und um 24° geneigt werden.
  • Die maximale Entladeentfernung von der Gleisachse beträgt 14,5 m.
  • Die Bedienung der Entladeeinrichtungen erfolgt über Fernbedienung.
  • Der Zug besitzt ein Wassersprühsystem zur Reduzierung der Staubentwicklung.
  • Die 6er- und 4er-Wageneinheiten können zu Zuglängen von bis zu 600 oder 700 m zusammengesetzt werden.
Literatur:
  1. HNA- Regiowiki: Kippe Dosenberg
  2. eisenbahn-kurier 2/83
  3. eisenbahn-kurier 6/83