Herkulesbahn

Der Herkules ist das Wahrzeichen Kassels. Landgraf Karl ließ dieses Bauwerk zwischen 1701 und 1717 im Habichtswald, hoch über der Stadt, erbauen. Auf dem 63 m hohen Oktogon steht eine 8 Meter hohe Kupferfigur, die den griechischen Helden Herkules darstellt.
Der Herkules, die Kaskaden, der Bergpark und das Schloß mit seinen Kunstschätzen sind beliebte Ausflugsziele nicht nur für die Kasseler Bürger. Die Herkulesbahn verband von 1903 bis 1967 die Stadtteile Wehlheiden und Wilhelmshöhe mit den Ausflugszielen am Brasselsberg und am Herkules. Mit dem Neubau der Druseltalstraße verschwanden die meterspurige, elektrisch betriebene Bahn aus dem Stadtbild.
In der Gegenwart (2001) wird bereits über einen Wiederaufbau diskutiert, freilich nur als Verlängerung der bestehenden Straßenbahnlinie, ausgehend von der Endstelle im Druseltal .
Das Schloß ist derzeit mit der Straßenbahnlinie 1 (Wilhlemshöhe) gut erreichbar, zum Herkules gelangt man mit der Straßenbahnlinie 3 (Druseltal) und anschließender Busfahrt (Linie 43). Nähere Informationen gibt es unter www.kvg.de

Streckenverlauf

Hohes Gras
Zeche Herkules
Neu Holland
Herkules
Brasselsberg

Luisenhaus
Betriebshof Dönche
Palmenbad
Braunkohle- und Basalt- Verladestelle Bhf. Wilhelmshöhe
Kirchweg

Entwicklung

1893 errichtet Gustav Henkel ein braunkohlebetriebenes Elektrizitätswerk am Palmenbad, um die umliegenden Villen mit Strom zu versorgen.
1897 beantragt Henkel den Bau einer Bergbahn zum Transport dieser Braunkohle aus den Zechen des Habichtswaldes. Dieser Antrag wird abgelehnt.
1901 werden neue Pläne vorgelegt, die die Zustimmung der Obrigkeit finden. Im September findet der erste Spatenstich statt.
1902 rollen bereits die ersten Güterzüge talwärts.
1903 wird der Personenverkehr aufgenommen.
1904 wird der Güterbahnhof der Staatsbahn angeschlossen.
1909 wird für den Personenverkehr eine Strecke zur Strassenbahnhaltestelle "Kirchweg" angelegt
1911 baut man eine Zweigstrecke vom Luisenhaus zum Brasselsberg
1916 wird eine Verlängerung für den Güterverkehr eingerichtet: Neu Holland- Zeche Herkules
1918 verlängert man diese Strecke bis zum Hohen Gras (Zeche "Roter Stollen")
1927 übernimmt die "Großen Kasseler Straßenbahn AG" die Aktien der Herkulesbahn AG. Der Abschnitt Palmenbad- Döche wird der "Großen Kasseler Straßenbahn" zugeschlagen und auf Normalspur umgespurt.
1965 wird die Brasselsbergbahn eingestellt.
1966 fährt der letzte Zug vom Herkules hinab.
2001 existieren Überlegungen, die normalspurige Straßenbahn zum Herkules verkehren zu lassen.

Technische Daten

Spurweite: 1000 mm
Sreckenlänge:
Kirchweg- Güterbahnhof Wilhelmshöhe: 1,4 km
Güterbahnhof Wilhelmshöhe - Dönche: ca. 2 km
Luisenhaus- Brasselsberg 1,5 km
Palmenbad- Döchne - Luisenhaus- Neu Holland- Herkules: 4,42 km
Neu Holland Zeche Herkules 0,3 km
Zeche Herkules - Hohes Gras 2,0 km
Stromsystem: anfangs 550 V=, ab 1920 dann 700 V=
Höhendifferenz: 400 m
Größte Neigung: 12,5%
Streckengeschwindigkeiten
Personenverkehr berg/tal: 20 km/h / 15 km/h
Güterverkehr berg/tal: 15 km/h / 10 km/h

Fahrzeuge

Wagennummer
Baujahr
Hersteller
Bemerkung
Personentriebwagen
Nummer bis 1928 Nummer ab 1928
4 33 1902 Lindner Sommertriebwagen
5 1902 Lindner Umbau zu Bw 61, dann Turmwagen 81II
6 1902 Lindner Sommertriebwagen, später Turmwagen 81I
7 21 1902 Credé Sommertriebwagen
11 1905 v. d. Zypen ex KVG Tw 101, 1958 zur Herkulesbahn, dabei umgespurt
12 1950 Düwag ex Solingen 372, 1959 zur Herkulesbahn, 1963 bei Unfall mit TW27 zerstört
13 1950 Düwag ex Solingen 373, 1959 zur Herkulesbahn
14 1950 Düwag ex Solingen 375, 1959 zur Herkulesbahn
15 1950 Düwag ex Solingen 371, 1959 zur Herkulesbahn
16 1950 Düwag ex Solingen 376, 1959 zur Herkulesbahn
17 1950 Düwag ex Solingen 374, 1959 zur Herkulesbahn
15 22 1909 Herbrand
22 23 1911 Herbrand
40 24 1900 Uerdingen ex Krefeld 51-96, 1924 zur Herkulesbahn
41 25 1900 Uerdingen ex Krefeld 51-96, 1924 zur Herkulesbahn
8 26 1908 Herbrand
9 27 1909 Herbrand 1963 bei Unfall mit TW12 zerstört
10 28 1909 Herbrand
11 29 1909 Herbrand
12 30 1909 Herbrand Kriegsverlust, 1948 bei Credé wiederaufgebaut
13 31 1909 Herbrand
14 32 1909 Herbrand 1947 bei Unfall zerstört
34 1910 Uerdingen ex Hamborn Tw 2, 1936 zur Herkulesbahn
35 1910 Uerdingen ex Hamborn Tw 4, 1936 zur Herkulesbahn
36 1910 Uerdingen ex Hamborn Tw 9, 1936 zur Herkulesbahn
23 1 1913 Herbrand Umbau in Gütertriebwagen
Personenbeiwagen
Nummer bis 1928 Nummer ab 1928
5 61 1904 Herbrand ex Tw 5, ab 1945 Turmwagen 81II
16 62 1909 Herbrand
17 63 1910 Herbrand
18 64 1910 Herbrand
19 65 1910 Herbrand
20 66 1910 Herbrand
21 67 1910 Herbrand Kriegsverlust
42 68 1924 Wegmann
43 69 1924 Wegmann Wiederaufbau
44 70 1924 Wegmann
45 71 1924 Wegmann
46 72 1925 Wegmann Wiederaufbau
47 73 1925 Wegmann Wiederaufbau
48 74 1925 Wegmann
75 1907 v. d. Zypen ex KVG Bw 605, 1960 zur Herkulesbahn, dabei umgespurt
Gütertriebwagen
Nummer bis 1928
Nummer ab 1928
23 1 1902 Herbrand 2-achsig, ex Personentriebwagen Tw 23
37 2 Baujahr 1902
Übernahme 1922
Umbau 1926
Herbrand 4-achsig, ex Filderbahn
1 3 1902 Orenstein&Koppel 4-achsig
2 4 1902 Orenstein&Koppel 4-achsig
3 5 1903 Orenstein&Koppel 4-achsig
24 6 1920 Henschel/AEG 4-achsig
36 7 1923 Gothaer Waggonfabrik 4-achsig
Güterbeiwagen
Nummer bis 1928
Nummer ab 1928
25 41 Wegmann&Co 2-achsig
26 42 Wegmann&Co 2-achsig
27 43 Wegmann&Co 2-achsig
28 44 Wegmann&Co 2-achsig
33 45 Wegmann&Co
34 46 Wegmann&Co
35 47 Wegmann&Co
38 48 Wegmann&Co
29 49 1918 Wegmann&Co 2-achsig
30 50 1919 Wegmann&Co 2-achsig
31 51 1919 Wegmann&Co 2-achsig
32 52 1920 Wegmann&Co 2-achsig
39 53 1924 Wegmann&Co 4-achsig
54 Umbau 1947 4-achsig, ex Gm 37 bzw. Gm 2
Arbeitswagen
81I 1902 2-achsiger Turmtriebwagen, ex Tw 6, Kriegsverlust 1944
81II 1902 2-achsiger Turmtriebwagen, ex Tw 5,ex Beiwagen 61,ab 1945 Turmwagen
86 1924 2-achsiger Gerätewagen, 1960 verschrottet
87 2-achsiger, normalspuriger Überführungswagen, ex Dortmund
88 offener Güterwagen
91 1918 2-achsige, normalspurige Verschiebelok Bhf. Wilhelmshöhe
99 Kleinwagen
97 2-achsige Montageleiter

Bilder

Wegmann- Werksaufnahme aus 1926: ein Triebwagen (aus dem Nummernkreis 8-14) vor dem Beiwagen 47 (später 73).
Postkarte von ca. 1911 aus dem Verlag R. Gerssäcker, Chemnitz (Sammlung Fr. Schneider): Herkulesbahn Tw 12, später 30, dahinter Tw 22, später 23, in der heutigen Kurhausstrasse. Die Stecke wurde 1927 umgespurt auf 1435 mm. Der von der Endstelle "Palmenbad" grad abgefahrene, im Sichtabstand folgende Tw 22 könnte die 1911 eröffnete Brasselsberglinie bedienen.
Der kunstvoll gemauerte Schornstein gehört zu Henkels Elektrizitätswerk am Palmenbad. Am Horizont im linken Drittel des Bildes ist der Herkules schwach zu erkennen.

Lok 91 beim Rangieren an der Verladestelle Wilhelmshöhe
Foto: Sammlung Credé
Die nachfolgenden Bilder hat Dr. Rolf Löttgers am 14. August 1963 aufgenommen und mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Ihm sei dafür recht herzlich gedankt, ebenso Stefan Umbach für die Vermittlung!
Wagen 30 am Abzweig Luisenhaus, vom Herkules kommend. Foto: Dr. Rolf Löttgers
Wagen 14 an der Endstelle Brasselsberg. Foto: Dr. Rolf Löttgers;
Wagen 14 an der Endstelle Herkules. Foto: Dr. Rolf Löttgers
Wagen 14 und 28 an der Endstelle Herkules. Foto: Dr. Rolf Löttgers
Wagen 15 im Depot an der Druseltalstrasse. Foto: Dr. Rolf Löttgers
Wagen 17 in der Druseltalstrasse in der Nähe vom KN- Bahnhof Wilhelmshöhe Süd. Foto: Dr. Rolf Löttgers
Wagen 28 im Depot an der Druseltalstrasse. Foto: Dr. Rolf Löttgers
Wagen 30 am Abzweig Luisenhaus, vom Brasselsberg kommend. Foto: Dr. Rolf Löttgers

Links

www.herkulesbahn.de
Herkulesbahn auf www.kassel-wilhelmshoehe.de

Literatur

Fritz Schoentaube: Die Stillegung der Herkulesbahn, erschienen in :Der Stadtverkehr, Heft 4/1966
Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen, Teil 4 , Verlag Wolfgang Zeunert
G.A. Stör: Die Herkulesbahn in Kassel, Johannes Stauda Verlag, Kassel
Kasseler Schienennahverkehr, Ausgabe 8: Die Herkulesbahn in Kassel
Kasseler Schienennahverkehr, Ausgabe 3: 50 Jahre Herkulesbahn 1903-1953

Volker Credé, Kassel, Juli 2012