Werksbahn Spinnfaser-AG

Die vormalige Spinnfaser AG war innerhalb der ENKA-Unternehmensgruppe des Akzo-Konzerns ein Unternehmen, das synthetische Fasern (Cellulose-F. nach dem Xanthogenat- Fäll- Verfahren, Diolen-F. aus Umesterung von Dimethyl- Terephthalat DMT mit Ethylenglycol zum Poly- Ester im Autoklaven- Prozess unter Freisetzung von Methanol, folgender Einfärbung mit Russ oder TiO2 und Schmelzverdüsung mit Verspinnung, Perlon-F. mit Färbung und Schmelzverdüsung mit folgendem Verspinnprozess) für die Textilindustrie bis 1979 herstellte. Die Bahn-Transportkette umfasste dabei die Abfuhr der konditionierten Produkte, sowie des aus dem Umesterungs- Gleichgewicht abdestillierten Methanols (Ex-Schutz !), Anlieferung von Glycol, Russ und PERLON- Rohpellets, sowie Rohcelluloseplatten, sowie Kohlenstoffdisulfid (CS2), der extremen Ex-Schutz der Traktionsmittel erforderte. Eine O&K- "MV-2"- Diesellok wurde daher noch 1972 gegen eine weitere gebrauchte Dampfspeicherlok getauscht, die nun beim "Hessencourrier" aufbewahrt wird, jedoch schwarz gestrichen wurde. DMT (geschmolzen im Thermo-Tanklastzug "just-in-time", ab ca. 1968 !), teilweise Russ, Titandioxid, und Rohpellets Perlon kamen über die Strasse, über die auch ein Teil der Produkte ausgeliefert wurde. Innerbetrieblich wurden die Rohrbrücken zum Chemikalienverbund und Fernwärme (auch zur FL-Betankung also) in begrenztem Umfange genutzt, daneben zur pneumat. Rohrpost. Die feuerlosen Loks mussten zur Bedienung der einzelnen Produktonsstätten auch mehrere sauber zu haltende Lade- und Produktionshallen durchfahren. Sie stellten unter den Gegebenheiten (eine neue Fabrik würde man völlig anders konzipieren) das einzig wirtschaftlich realisierbare Traktionsmittel dar. Die "Abwicklung" dieses Betriebes 1979 ff. aufgrund nicht gegebener Konkurrenzfähigkeit nahm Prozesse vorweg, die 12 Jahre später weiter östlich für ähnliche lokale Erbitterung sorgten und wie in Kassel für ein Wegbrechen der chemisch- industriellen Wertschöpfungsbasis der lokalen Wirtschaft sorgten, von dem sich die Kommune bis heute nicht erholt hat. Das Werksgelände der "Spinnfaser" befand sich südwestlich des Bahnhofs Bettenhausen und wurde über die Gleise der ehemaligen Söhrebahn bedient. Bis in die siebziger Jahre konnte man werkseigene Dampfspeicherloks beim Rangieren beobachten.

Folgende Tfz waren vorhanden:

1 (I) Henschel #22838 / 1935
2 (i) Henschel #23797 / 1937
1 (II) Henschel #28398 / 1946 ex Rheinbraun
2 (II) Henschel #24842 / 1951 ex Henkel KG
3 (i) O&K #25945 / 1959 ex Dortmunder Stadtwerke
3 (II) Henschel #27006 / 1949 ex Henkel KG,
1985 an Hessencourrier
4 Krupp #3110 / 1960 ex Hibernia, Herne
heute Denkmal bei Fa. Röttger, Bettenhausen

Im Juli 1974 rangierte Dampfspeicherlok 3 unter der Brücke der Wohnstraße. Im Jahr 2001 ist diese Gleisharfe verwaist (Foto unten : CTW)
Zwei Bilder von Lok 4 bei Röttger in Kassel- Bettenhausen, 11.05.2001


Weitergehende Literatur zur feurlosen Lokomotive: K.Pokschewinski: "Feuerlose Lokomotiven", LRS-Verlag, Hamburg 2000


CTW und steamy, April 2001